Gemeinschaftsgrün
Der jahrhundertealte Dorfanger von Unterretzbach geht auf die typische Siedlungsentwicklung im niederösterreichischen Weinviertel zurück. Die Hofhäuser des Weinbauerndorfs orientieren sich zu einem
gemeinsamen Grünraum. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts graste dort Vieh. Aber entlang des Landbachs gab es auch genug Feuchtigkeit und gute Voraussetzungen für Gemüsebau und landwirtschaftliche Nutzung.
Die gemeinschaftliche Weidefläche entwickelte sich zu einer vielfältigen Gartenlandschaft. Auf sogenannten Hausäckern wuchsen meist Kohl, Erdäpfel, Bohnen und Obstbäume. Nach dem Zweiten
Weltkrieg nutzten die Bewohner die grüne Mitte zur Selbstversorgung, ab den 1970er-Jahren entstanden neue Gärten und verbindende Elemente wie eine Kastanien- und Birkenallee.
Die heutige Gartenlandschaft präsentiert ein buntes Bild aus Gemüsegärten, Blumengärten, gestalteten Gärten mit geschnittenen Buchshecken, strengen
Strukturen und weitläufigen Flächen mit Parkcharakter. Seit einiger Zeit beschäftigen sich engagierte Bewohnerinnen mit den mannigfaltigen Gärten, der lokalen Gartenkultur sowie mit der Vielfalt von Wild- und Kulturpflanzen. Selbstversorgung, Haltbarmachen, Veredeln und Genießen sind wichtige Aspekte dieser Initiative. Dementsprechend wurden einzelne Gärten umgestaltet und neu angelegt. Heute wachsen dort wieder alte Obst- und Gemüsepflanzen. Obstbäume wurden mit alten Reisern veredelt. Der neu entstehende „Garten der verrückten Proportionen“ zieht Kinder und Erwachsene an. Der Barfußgarten präsentiert Kräuter aus der ganzen Welt.
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